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Projekt „Rucksack Schule“: Hilfe für Eltern und Schulkinder

Projekt „Rucksack Schule“: Hilfe für Eltern und Schulkinder

AZ v. 23. Mai 2017 von Renate Kolodzey

Manal aus Syrien, Anna aus Russland, Eltern-Begleiterin Yasmin Tahir aus Marokko, Martina Eichler, Schulleiterin der GGS Palenberg, Marwa Adualjadaiel aus Syrien, eine Mutter mit türkischen Wurzeln und Lobna aus Syrien (von links nach rechts) sind gerne beim Projekt „Rucksack Schule“ dabei. Nicht alle wollen ihren Namen in der Zeitung lesen. Foto: Renate Kolodzey

Übach-Palenberg. „Wir unterrichten momentan zwölf Flüchtlingskinder“, erzählt Martina Eichler, die Schulleiterin der Gemeinschaftsgrundschule Palenberg. „Seit Schuljahresbeginn 2015/16 setzen wir in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum Heinsberg das Projekt ‚Rucksack Schule‘ bei uns um.“

 

 

 

 

Dieses Projekt richtet sich an Eltern mit Migrationshintergrund sowie deren Nachwuchs und bietet praktische Orientierungshilfen für mehrsprachig aufwachsende Kinder. Die Eltern treffen sich einmal pro Woche für zwei Stunden in der GGS Palenberg und werden hier durch eine speziell ausgebildete Elternbegleiterin angeleitet.

Unterstützt werde die Arbeit durch die „Rucksack Schule“-Materialien, die den Eltern Anregungen für Aktivitäten mit ihren Kindern geben, erklärt Martina Eichler weiter. So gebe es beispielsweise Übungsblätter in unterschiedlichen Sprachen für die familiensprachliche Arbeit zu Hause. Finanzielle Hilfe erfahre das Projekt durch die Frauenrath-Stiftung und den Lions Club Übach-Palenberg/Geilenkirchen.

„Wir haben gezielt zu einem Elternabend eingeladen, um die Erziehungsberechtigten anzuwerben. Uns ist wichtig, dass sie den Kontakt zur Schule haben!“, schildert Eichler und geht weiter auf das Prozedere ein: „Die Eltern bekommen von Kollegen des zweiten Schuljahres den Wochenplan und die Arbeitsblätter.“ All dies werde dann im Kurs besprochen.

Begleitung für die Eltern

Derzeit treffen sich jeden Dienstag von acht bis zehn Uhr morgens Eltern – meist Mütter – in wechselnder Anzahl zu diesem Kurs in der GGS. Yasmin Tahir, in Deutschland geboren, doch mit marokkanischen Wurzeln, ist die „Elternbegleiterin“. Die 34-Jährige spricht Deutsch, Marokkanisch, Französisch, Arabisch, Türkisch und Englisch und ist in diesem Bereich seit rund zwei Jahren tätig. Vorher gab sie Deutschkurse für Erwachsene.

„Zu Hause sprechen die Kinder meist die Sprache ihrer Eltern, in der Schule dagegen lernen sie Deutsch. Oft können sie sich daher in beiden Sprachen nur gebrochen ausdrücken“, beschreibt Tahir das Problem. Geduldig erklärt sie den Müttern die Hausaufgaben ihrer Kinder in deren jeweilige Muttersprache und übersetzt deutsche Wörter, die sie nicht verstehen. Einmal in der Woche übt sie zudem mit den Kindern Deutsch und Mathe.

„Was sind Blitzaufgaben?“, wird etwa in Mathematik gefragt, und die Elternbegleiterin erläutert es ausführlich anhand von Beispielen. „Die Mütter sind sehr interessiert an der Bildung ihres Nachwuchses“, stellt Tahir fest. Bei einer Tasse Tee oder Kaffee in entspannter Atmosphäre werde auch viel gelacht, sagt sie, und es drehe sich nicht nur um den Unterricht, auch Erziehungsfragen würden besprochen.

„Mein Kind ist unkonzentriert, wie kann ich ihm helfen?“, heiße es da beispielsweise. Aber auch Fragen wie „Wo kann ich den Führerschein machen?“ und weitere Dinge, die das Leben in Deutschland betreffen, würden erörtert. Die Zeit des Kurses sei aufgeteilt in „Unterrichtsthemen“ und „Allgemeines“.

„Ich bin seit zwei Monaten in dieser Gruppe“, erzählt Marwa Adualjadaiel (34) aus Syrien und hebt hervor, sie freue sich, dass sie Informationen zu den Hausaufgaben ihrer achtjährigen Tochter erhalte. Auch Manal (30) aus Syrien betont: „Ich möchte meinem Sohn bei den Aufgaben helfen!“ Lobna (34) aus Syrien schätzt außerdem, dass sie sich im Kurs über viele Sachen, die ihr fremd sind, informieren kann.

Anna (34) aus Russland meint dazu: „Die Kinder müssen erst einmal ihre Muttersprache richtig erlernen. Aufgaben, die wir hier besprechen, üben wir zu Hause. Auch das Zusammensein mit den anderen Müttern gefällt mir!“ Sie sei von Anfang an dabei, lässt sie wissen, und fühle sich in dieser Gemeinschaft überaus wohl